Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten

Demenz

  • Krankheitsbild
  • Diagnose
  • Ursachen
  • Überblick
  • Allgemeine Maßnahmen
  • Ernährung

Krankheitsbild

Unter Demenz versteht man den Verlust erworbener intellektueller Fähigkeiten nach Abschluss der Hirnreifung (im Gegensatz zu Störungen der intellektuellen Entwicklung, bei denen bestimmte Fähigkeiten gar nicht erst erlernt werden).

Es kommt zu einem Verlust des Kritikvermögens, des logischen Denkens und des Gedächtnisses. Die Betroffenen sind anfangs zunächst zeitlich, dann örtlich und zur eigenen Person desorientiert.

Die Demenz ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom, das bei einer Vielzahl von Erkrankungen des Gehirns auftreten kann. In Deutschland sind aktuell rund eine Million Menschen an einer mittleren oder schweren Demenz erkrankt. Das Risiko steigt mit dem Alter. Etwa sieben Prozent der 75 bis 79-Jährigen und jeder dritte 90-Jähige sind von einer Demenz betroffen. Für Frauen scheint das Risiko besonders hoch zu sein.


Der Mediziner unterscheidet drei Schweregrade der Demenz:

Leichte Demenz

Das Lernen von Neuem bereitet Schwierigkeiten. Gegenstände werden verlegt, Verabredungen vergessen.

Mittelgradige Demenz

 

Nur gut Gelerntes oder Vertrautes wird behalten, neues nur gelegentlich und sehr kurz erinnert. Betroffene sind unfähig, grundlegende Informationen darüber, wie, wo sie leben, was sie bis vor kurzem getan haben oder Namen vertrauter Personen zu erinnern.

Schwere Demenz

 

Betroffene leiden unter schwerem Gedächtnisverlust und sind unfähig, neue Informationen zu behalten. Von früher Gelerntem werden nur noch Fragmente erinnert. Selbst enge Verwandte werden nicht mehr erkannt.

Diagnose

Oft wollen die Betroffenen selbst eine Demenz nicht wahrhaben und verleugnen hartnäckig die Symptome. Trotzdem ist es wichtig, dass Betroffene frühzeitig einen Arzt aufsuchen, damit gegebenfalls mögliche Behandlungsmaßnahmen rechtzeitig eingeleitet werden können.


Die Diagnose Demenz muss immer von einem erfahrenen Facharzt gestellt werden.

Nach den Kriterien der WHO müssen mehrere Symptome seit mindestens sechs Monaten bestehen, um die Diagnose Demenz stellen zu können. Hierzu zählen:

  • Abnahme des Gedächtnisses
  • Abnahme anderer geistiger Fähigkeiten (zum Beispiel Urteilsfähigkeit, Denkvermögen)
  • kein Hinweis auf vorübergehende Verwirrtheitszustände
  • Störung von Kontrolle, Antrieb oder Sozialverhalten (mit emotionaler Labilität, Reizbarkeit, Apathie)

Besonders im Frühstadium ist es schwierig, eine Demenz von rein altersbedingten Veränderungen abzugrenzen. Verwechslungsgefahr besteht außerdem mit anderen Erkrankungen wie der Depression oder dem Delir. Wichtig ist immer die Abklärung der Ursache, um eventuell beseitigbare zugrunde liegende Erkrankungen behandeln zu können.

Zur Diagnosestellung führt der Arzt zunächst ein Gespräch und bestimmte Tests durch (zum Beispiel Mini-Mental-Status-Test). Zur Differenzierung der einzelnen Erkrankungen, die mit einer Demenz einhergehen (zum Beispiel Morbus Alzheimer, Morbus Pick, vaskuläre Demenz,) können weitere Untersuchungen, wie EEG (Elektroenzephalogramm), Computertomographie oder Kernspin nötig werden.


Verlauf

Je nach Erkrankung, die der Demenz zugrunde liegt, sind verschiedene Verläufe zu erwarten. Bei M. Alzheimer und Pick ist keine ursächliche Therapie bekannt. Der Krankheitsverlauf schreitet voran und endet mit dem Tod des Betroffenen. Ist die Ursache wie bei M. Binswanger und anderen Erkrankungen geklärt, kann oft durch die Behandlung der Ursache ein Fortschreiten der Erkrankung und damit der Demenz verhindert werden.

Ursachen

Verschiedenste Erkrankungen kommen als Ursache einer Demenz in Betracht, von denen hier nur eine Auswahl aufgeführt wird:


Morbus Alzheimer:

Mehr als 60 Prozent der Demenzkranken leider unter einer Demenz vom Alzheimer-Typ. Typisch ist ein schleichender Beginn und eine allmähliche Verschlechterung des Zustands. Die Ursache der Alzheimer Demenz ist noch nicht geklärt, eine genetische Veranlagung gesichert. Im Rahmen der Erkrankung kommt es zu einem umfangreichen Gewebsschwund im Gehirn und in der Folge zur Demenz. Eine an der Ursache eingreifende Behandlungsmöglichkeit besteht derzeit nicht. Die Medikation zielt darauf, Angehörige zu entlasten und das Verhalten des Patienten positiv zu beeinflussen. Nach jahrelanger fortschreitender Symptomatik versterben die Betroffenen oft an den Komplikationen ihrer Bettlägerigkeit.


Vaskuläre Demenz:

Sie entsteht durch eine Schädigung der kleinen, hirnversorgenden Gefäße, wodurch letztendlich eine diffuse Minderversorgung verschiedener kleiner Hirnareale resultiert. In der Folge kommt es neben den Symptomen einer Demenz zu weiteren Beschwerden wie leichten Lähmungen oder Sprachstörungen.

Die Durchblutungsstörungen im Gehirn können Folge verschiedener organischer Erkrankungen sein, wie zum Beispiel Herzrhythmusstörungen, Arteriosklerose, chronischer Bluthochdruck oder Multi-Infarkte. Insgesamt unterscheidet man acht verschiedene Formen der vaskulären Demenz, darunter den Morbus Binswanger (hier steht die Therapie des Bluthochdrucks im Vordergrund, um ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern).

Bei vaskulärer Demenz sind einmal verlorene geistige Fähigkeiten meist unwiederbringlich verschwunden. Allerdings lässt sich das Fortschreiten häufig durch eine Behandlung der auslösenden Faktoren stoppen.

Vaskuläre Demenz und Alzheimer Demenz kommen oft gemeinsam vor.


Morbus Pick:

Hierbei ist die Suchfunktion für Gelerntes gestört. Wie Kinder im ersten Schuljahr schreiben Betroffene nach Gehör. So wird aus Stern Schtern und aus Chor Kohr. Die Ursache dieser Erkrankung ist ungeklärt. Es kommt zu einem Gewebsschwund in den vorderen Hirnregionen und in der Folge zuerst zu Persönlichkeitsveränderungen, dann zu Demenz. Betroffene fallen durch Taktlosigkeit und enthemmtes Verhalten auf, manche entwickeln kriminelle Züge. Eine Behandlung der Pickerkrankung ist nicht bekannt. Sie schreitet über Jahre hinweg fort und führt schließlich zum Versterben der Betroffenen.

Jeder zehnte Demenzkranke leidet unter einer Lewy-Körperchen-Demenz. Sie ist gekennzeichnet durch wiederkehrende Verwirrtheitszustände und ständig wechselndes Verhalten, gelegentlich auch durch visuelle Halluzinationen und Parkinson-Symptome. Es gilt als schwierig, die Lewy-Körperchen-Demenz von einer Alzheimer Demenz abzugrenzen.

Darüber hinaus können eine Reihe weiterer Ursachen zu einer Demenz führen, zum Beispiel

  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Herzerkrankungen
  • Leberzirrhose
  • Vitaminmangelzustände (zum Beispiel Mangel an Vitamin B12, Vitamin B6 und/oder Folsäure)
  • Hirntumore
  • Drogenmissbrauch
  • Überdosierung von Medikamenten (zum Beispiel Psychopharmaka, Schmerzmittel, Asthmamittel, Blutdrucksenker, Glukokortikoide )
  • chronische Infektionen (zum Beispiel. Aids, Gehirnhautentzündung, Creutzfeld-Jakob-Erkrankung )
  • Vergiftungen (zum Beispiel mit Blei, Quecksilber, Thallium, organischen Lösungsmitteln, Kohlenmonoxid )
  • schwere Depressionen
  • Austrocknung
  • Elektrolytstörungen
  • Hirndurchblutungsstörungen

Überblick

In einigen Fällen können die Erkrankungen des Gehirns, die zu Demenz führen, durch eine konsequente Eliminierung der bestehenden Risikofaktoren günstig beeinflusst werden.

Hierzu gehören die Therapie eines bestehenden Bluthochdrucks und die Vermeidung von Alkoholgenuss in exzessiver Form. Die bestehende familiärer Veranlagung für M. Alzheimer bzw. M. Pick ist mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko verbunden. Eine Möglichkeit der Vorbeugung oder Heilung besteht nicht.

Nicht-medikamentöse Maßnahmen bei Unruhezuständen und aggressivem Verhalten sind Musik- und Kunsttherapie, bei abendlicher Unruhe und Schlafstörungen Lichttherapie. Depressive Verstimmungen können auf Massagen oder Aromatherapie ansprechen. Auch Ansätze wie Streichelzoo oder Hundebesuchsprogramm können erfolgreich sein.


Medikamente

Je nach Ursache der Demenz können verschiedene Medikamente zum Einsatz kommen. Vorbeugend sind durchblutungsfördernde Ginkgo-Präparate einen Versuch wert.


Sport und Fitness

Für die Gesundheit des Gehirns spielen eine regelmäßige körperliche und geistige Aktivität eine große Rolle. Allein durch körperliche Bewegung lässt sich das persönliche Demenzrisiko in etwa halbieren.

Allgemeine Maßnahmen

Wer an hohem Blutdruck leidet, sollte diesen behandeln lassen.

An Demenz erkrankte Personen werden, wenn die Erkrankung fortschreitet, im Laufe der Jahre pflegebedürftig, weil nicht ursächlich therapiert werden kann. Rechtzeitig sollten die entsprechenden Vorkehrungen (Pflege durch Angehörige, ambulante Pflegedienste, Heimplatz) getroffen werden.

Schlafstörungen sind bei Demenzkranken eine häufige Ursache für Einweisungen ins Pflegeheim. Vorbeugend helfen:

  • eine klare Strukturierung des Tagesablaufs
  • genügend körperliche Aktivität
  • eine klare Hell-Dunkel-Abgrenzung.

Vorbeugend empfiehlt es sich, geistig rege zu bleiben und das Gehirn zu fordern.

Ernährung

Empfehlenswert sind eine vitaminreiche Ernährung und ein höchstens geringer Konsum von Kaffee und Alkohol. Nach neueren Untersuchungen erhöht sich durch Einnahme von Vitamin D die Merkfähigkeit und Aufmerksamkeit besonders älterer Personen.


Viele Demenzkranke sind mangelernährt

Im Alter lassen die Geschmackssinne nach, die Speichelproduktion sinkt, Hunger-/Durstempfinden nehmen ab und Rückbildungen am Zahnapparat erschweren das Kauen. Hinzu kommt bei Demenzkranken, dass sie Speisen eventuell nicht mehr als solche erkennen oder dass sie nicht mehr genau wissen, wie man mit dem Besteck umgeht. Viele leiden auch an innerer Unruhe, wodurch es ihnen schwer fällt, sich auf die Mahlzeiten zu konzentrieren. All dies kann dazu führen, dass Defizite entstehen, die letztlich in einer Mangelernährung mit gravierenden Gesundheitsfolgen münden: So führen Eiweiß- und Kalorienmangel zu Muskelabbau, wachsender Schwäche und Verlust an Mobilität. Ein Mangel an Calcium und Vitamin D fördert Osteoporose und Knochenbrüche. Eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr trocknet den Organismus aus, erhöht die Sturzneigung, stört das Säure-Basen-Gleichgewicht und führt zu Verwirrtheit. Zinkmangel erschwert die Wundheilung. Insgesamt steigt durch unzureichende Ernährung die Infektanfälligkeit.


So beugen Sie einer Mangelernährung bei Demenzkranken vor

Sorgen Sie für:

  • eine ausreichende Kalorienzufuhr
    Erkrankte mit großem Bewegungsdrang benötigen viel Energie, manchmal bis zu 3500 Kilokalorien pro Tag. Dagegen sind für Senioren ohne starken Bewegungsdrang meist 1800 Kilokalorien pro Tag ausreichend.
  • gute Kontraste auf dem Tisch
    Eine helle Suppe, die in einer weißen Tasse auf einer weißen Tischdecke serviert wird, können Erkrankte oft nicht erkennen. Das Esszimmer sollte außerdem gut beleuchtet sein.
  • Gerichte, die dem Erkrankten auch schmecken
    Was früher zu seinen Leibgerichten zählte, wird ihm auch jetzt noch schmecken. Viele Erkrankte bevorzugen bekannte und regionale Gerichte. Auch süße und fettreiche Speisen schmecken vielen. Ebenfalls kommt Fingerfood oft gut an.
    Wenn der Erkrankte kalorienreich ernährt werden muss, helfen süße und fettreiche Speisen. Aber servieren Sie sie möglichst nicht püriert. Denn das regt nicht gerade den Appetit an und wird von Betroffenen oft nicht als Mahlzeit erkannt.
  • leichte Essbarkeit
    Wer Probleme mit dem Besteck hat, liebt möglicherweise ?Finger Food?. Geeignet sind dann zum Beispiel Kroketten oder Pommes frites, Gemüse in groben Stücken, Fleisch in Streifen oder in Form kleiner Frikadellen.
  • die richtige Essenstemperatur
    Das Essen darf nicht zu heiß sein, weil sich Erkrankte sonst leicht verbrühen.
  • ausreichende Flüssigkeitszufuhr
    Gesüßte Getränke schmecken Betroffenen oft besonders gut. Wenn der Betroffene aufgrund von Schluckstörungen zu wenig trinkt, versuchen Sie es einmal mit angedickten Getränken (zum Beispiel Trinkjoghurt) oder dicken Sie die Getränke selbst ein wenig an (zum Beispiel verdünnter Fruchtsaft mit etwas Speisestärke angedickt).
  • gemeinsame Mahlzeiten
    Der Tisch sollte für alle gedeckt sein, auch für den Betreuer. Sonst könnte der Kranke meinen, er müsse mit dem Essen noch auf die anderen warten. Außerdem kann er sich dann bei den anderen abgucken, wie gegessen wird.
  • feste Rituale zur Orientierung
    Machen Sie zum Beispiel durch einen Gong auf das Essen aufmerksam.
  • ein Aperitif zur Geschmacksanregung
    Geeignet sind zum Beispiel Liköre, süßer Sherry oder Pepsinwein.

Empfehlenswert ist es weiterhin, den Teller des Erkrankten, von Anfang an direkt auf seinen Platz zu stellen und nicht etwa auf den des Betreuers. So wird auch dem Erkrankten leicht klar, für wen das Essen auf dem Teller gedacht ist. Das Essen sollte insgesamt in entspannter Atmosphäre mit viel Zeit und in Ruhe stattfinden.


Schluckstörungen sind typisch für Demenzerkrankungen

Atemnot durch Verschlucken ängstigt Betroffene und kann dazu führen, dass sie das Essen verweigern. In einem solchen Fall hilft es zum Beispiel einen Logopäden aufzusuchen. Dort kann man spezielle Techniken beim Füttern erlernen und Maßnahmen, wie man im Notfall helfen kann. Wenn die Schluckstörungen unüberwindbar werden oder das Essen und Trinken aus anderen Gründen nicht mehr möglich ist, bleibt als letzte Alternative das Legen einer Sonde. Inwieweit die Ernährung im Einzelfall über eine Sonde sinnvoll ist, ob und wie sie nützt oder schadet, sollte dann gemeinsam mit dem Arzt entschieden werden.


Diese Nährstoffe sind besonders wichtig für Sie

Verschiedene wissenschaftliche Studien liefern Hinweise, dass bestimmte Ernährungsfaktoren schützende Effekte vor Demenzerkrankungen haben können. Genaue Empfehlungen zur Nährstoffzufuhr- oder Supplementierung lassen sich aus den derzeit verfügbaren Daten aber leider noch nicht ableiten. Als vorteilhaft hat sich eine mediterrane Diät ergeben. Dazu zählen: viel Fisch, Obst, Gemüse, ungesättigte Fettsäuren, wenig rotes Fleisch, wenig gesättigte Fettsäuren und ein mäßiger Rotweinkonsum.


Wichtig ist ein niedriger Homocystein-Spiegel

Ein hoher Homocystein-Spiegel im Blut scheint Demenz zu begünstigen. Warum, ist noch unklar. Senken lässt sich der Homocystein-Spiegel durch die Zufuhr der Vitamine Vitamin B6, Vitamin B12 und Folsäure.

Alle aufgeführten Vitamine und Mineralstoffe können Sie auch über Supplemente zuführen.


Kurkuma verbessert das Gedächtnis

Forscher in Singapur haben herausgefunden, dass Kurkuma, ein Bestandteil des Curry, die Gedächtnisleistungen steigern kann. Denn gesunde Asiaten zwischen 60 und 93 Jahren, die regelmäßig Curry aßen, wiesen ein besseres Gedächtnis auf als jene, die selten oder nie Curryspeisen zu sich nahmen. Bereits ein Currygericht in sechs Monaten soll entsprechende positive Veränderungen im Gedächtnis auslösen können.
Kurkuma, auch als Gelbwurz bezeichnet, ist ein altes indisches Heilmittel, das dem Gewürz Curry seine gelbe Färbung verleiht.