Heilfasten - Mehr als eine Diät?
- Einstieg in einen gesunden Lebensstil
- Heilfasten nach Buchinger – das Original
- Weitere Fastenarten
- Chancen und Gefahren
- Nie ohne ärztliche Begleitung
Einstieg in einen gesunden Lebensstil
In der klassischen Naturheilkunde ist das Heilfasten ein altbewährtes Verfahren zur Reinigung und Regeneration von Körper und Geist. Dagegen steht die Schulmedizin dem bewussten Kalorienverzicht eher skeptisch gegenüber. Unbestritten ist inzwischen jedoch, dass Heilfasten der Impuls für eine gesundheitsbewusste Ernährungs- und Lebensweise sein kann.
Das Wichtigste zum Anfang: Heilfasten bedeutet nicht Hungern! Es ist auch nicht mit dem totalen Fasten gleichzusetzen, das religiösen Ursprungs ist und heute oft als Mittel zur Gewichtsabnahme angewandt wird.
Heilfasten ist ein freiwilliger und zeitlich begrenzter Verzicht auf feste Nahrung und auf Genussmittel. Hungern muss niemand dabei, denn der Fastende nimmt täglich mindestens 2,5 Liter Flüssigkeit in Form von Wasser, Säften, Tee oder Suppen zu sich.
Eine Gewichtsabnahme ist nie das Hauptmotiv einer Heilfastenkur, sondern allenfalls ein positiver Nebeneffekt. Vielmehr soll der Organismus von abgelagerten Giftstoffen befreit und die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert werden.
Darüber hinaus wird das Heilfasten als ein Weg gesehen, sich auf sich selbst zu besinnen und mehr über den eigenen Körper zu erfahren.
Dass das Heilfasten in den letzten Jahren immer beliebter geworden ist, liegt allerdings weniger an den vermeintlichen „Giften“ im Körper als an ungesunden Essgewohnheiten. Viele von uns belasten ihren Stoffwechsel allzu häufig mit fettigen und süßen Speisen und wollen dem Körper durch eine Phase des Verzichts etwas Gutes tun.
Sinnvoller als ständig zwischen den Extremen Übermaß und Enthaltsamkeit zu pendeln, ist es jedoch, sich langfristig auf eine ausgewogene Ernährung umzustellen und überflüssige Kohlenhydrate und Zucker zu vermeiden.
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Heilfasten nach Buchinger – das Original
Das klassische Heilfasten wurde 1935 von dem deutschen Arzt Dr. Otto Buchinger begründet. Sein Fastenprogramm, mit dem er sich selbst von einem starken Gelenkrheuma heilte, ist auch heute noch die gängigste Methode des Heilfastens.
Beim Heilfasten nach Buchinger gleichen Sie den Verzicht auf feste Nahrung durch Gemüsebrühe, Kräutertee, Fruchtsäfte, Honig und Mineralwasser aus. Für den ersten Fastentag sieht das Programm eine Darmentleerung vor, die erreicht wird durch die Einnahme von Glaubersalz oder Einläufe mit warmem Wasser.
Es folgen ein oder mehrere sogenannte Entlastungstage, an denen Sie bereits ausschließlich vegetarische und kalorienarme Kost zu sich nehmen.
Die Fastenzeit endet mit einer mindestens dreitägigen Aufbauphase, in der wieder die erste leichte Kost vorgesehen ist. Schritt für Schritt steigern Sie die Energiezufuhr, um Ihren Körper langsam an feste Nahrung zu gewöhnen.
Während der gesamten Fastenkur sind Alkohol, Zigaretten und andere Genussmittel ebenso wie Süßigkeiten tabu.
Fasten nach Buchinger bedeutet jedoch mehr als Kalorienverzicht und Darmentleerung. Zum Programm gehören außerdem die tägliche Bewegung an der frischen Luft, Ernährungsberatung und aktive Entspannungsübungen.
Wie Buchinger sollten Sie das Heilfasten in erster Linie als einen bewussten Einstieg in eine vollwertige Ernährung betrachten!
Eine Buchinger-Heilfastenkur erstreckt sich über drei bis vier Wochen und ist eine Herausforderung für Körper und Geist. Nutzen Sie deshalb die Angebote von speziellen Fastenkliniken, in denen Sie unter ärztlicher Leitung professionell betreut werden.
Weitere Fastenarten
Neben der Buchinger-Methode haben sich eine Reihe weiterer Fastenarten durchgesetzt, bei denen ebenfalls gesundheitliche Aspekte im Vordergrund stehen. Wir stellen Ihnen drei der bekanntesten vor.
F.X.-Mayr-Kur
Der österreichische Arzt Franz Xaver Mayr entwickelte eine dreistufige Kur zur Säuberung des Darms und zur Schulung des Kau- und Essverhaltens: In der ersten Stufe trinken Sie lediglich Kräutertee, Mineralwasser und Gemüsebrühe. Die zweite Stufe besteht aus einer Diät mit Milch und altbackenen Brötchen.
Am Beginn der dritten Stufe, der „milden Ableitungsdiät“ trinken Sie zur Darmreinigung ein Glas Bittersalzlösung. Das Programm wird mit Bauchmassagen, Bewegung und Entspannung abgerundet.
Schroth-Kur
Die Schroth-Kur ist benannt nach dem schlesischen Fuhrmann Johann Schroth. Bei der von ihm im 19. Jahrhundert etablierten Form des Fastens wechseln sich Trocken- und Trinktage ab, an denen Sie unterschiedlich viel Frucht- und Gemüsesäfte trinken. Die Kost besteht hauptsächlich aus Reis-, Grieß- und Haferbrei, trockenen Brötchen sowie gekochtem Obst und Gemüse. Unterstützt wird die Schroth-Kur durch feuchtwarme Wickel zur Förderung der Entschlackung. Das Fasten nach Schroth soll die Selbstreinigungskräfte des Organismus bei Stoffwechselkrankheiten und rheumatischen Erkrankungen aktivieren.
Molkekur
Bei der Molkekur nehmen Sie keinerlei feste Nahrung zu sich. Stattdessen trinken Sie über den Tag verteilt einen Liter Molke, die mit Eiweiß und Kohlenhydraten angereichert ist, sowie drei Liter Kräuter- und Früchtetee, Wasser oder Säfte. Eine Molkekur soll in erster Linie die Darmflora und die Darmfunktion verbessern.
Chancen und Gefahren
Die Meinungen von Ärzten zum Thema Heilfasten gehen weit auseinander. Vertreter der Naturheilkunde schreiben der verringerten Kalorienzufuhr eine positive Wirkung bei schmerzhaften Leiden zu. Aus Sicht der Kritiker ist das Heilfasten eine überflüssige oder gar gesundheitsschädliche Belastung für den Körper.
Pro Heilfasten
In der Naturheilkunde hat das Heilfasten eine lange Tradition und wird in der Therapie von Diabetes und anderen Stoffwechselerkrankungen, Migräne , Allergien, Asthma und weiteren chronischen Erkrankungen eingesetzt. Eine Ernährung mit wenig tierischen Produkten mindert Entzündungen im Körper und kann so die Schmerzen von Patienten mit Rheuma oder Arthrose lindern.
Befürworter betonen nicht nur die therapeutische Wirkung des Heilfastens, sondern empfehlen es auch Gesunden zur Prävention.
Der geplante, regelmäßige Nahrungsverzicht soll das Immunsystem anregen, die Darmflora regenerieren und sich regulierend auf den Blutdruck und die Blutfettwerte auswirken.
Zweifelsohne gibt Ihnen eine Heilfastenkur die Gelegenheit, mehr über Ihren Körper zu erfahren und alte Gewohnheiten zu überdenken. Sie kann der Anstoß sein, sich zukünftig gesünder zu ernähren, mehr Sport zu treiben und dauerhaft auf Genussmittel zu verzichten.
Grundsätzlich gilt: Wird es methodisch richtig angewandt, kann das Heilfasten der erste Schritt zu einer gesundheitsbewussteren Lebensweise sein.
Contra Heilfasten
Viele Mediziner raten allenfalls kerngesunden Menschen zu einer Fastenkur. Sie verweisen darauf, dass die positiven Wirkungen einer Auszeit vom Essen wissenschaftlich noch immer nicht ausreichend belegt sind.
Umstritten ist vor allem der häufig verwendete Begriff „Entgiften“: Ein gesunder Organismus ist in der Lage, überflüssige Stoffwechselprodukte und Umweltgifte über Darm und Nieren sowie Haut und Lunge selbst auszuscheiden. Dazu genügt es, ausreichend zu trinken und sich regelmäßig körperlich zu bewegen.
Vertreter der Schulmedizin warnen außerdem vor dem Abbau von Muskelmasse, der droht, wenn dem Körper während der Fastenzeit keine Eiweiße zugeführt werden. Der fortschreitende Muskelabbau verschont auch den Herzmuskel nicht und löst im schlimmsten Fall Herzrhythmusstörungen aus.
Eine radikale Verringerung der Nahrung und der Verzicht auf lebenswichtige Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe kann eine Reihe weiterer unerwünschter oder gar gesundheitsgefährdender Nebenwirkungen hervorrufen wie zum Beispiel:
- Kreislaufprobleme
- Unterzuckerung
- Gichtanfälle durch erhöhte Harnsäurewerte
- Schwindelgefühl und Konzentrationsschwäche
- starke Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionsschüben
- vorübergehende Sehstörungen
- Migräneanfälle
- Blasen- und Nierensteine
- Muskelkrämpfe
Grundsätzlich gilt: Eine Heilfastenkur kann eine medizinische Behandlung allenfalls ergänzen, aber nie ersetzen.
Nie ohne ärztliche Begleitung
Das Heilfasten ist zweifellos ein kräftezehrender Prozess und nicht für jeden geeignet. Eine Fastenkur sollte deshalb grundsätzlich nur in Absprache mit einem Arzt erfolgen.
Egal, ob gesund oder krank: Wer sich für eine Fastenkur entscheidet, sollte sich in jedem Fall medizinisch betreuen lassen.
Wenn Sie nicht in einer Klinik, sondern lieber zu Hause fasten möchten, können Sie sich auch von einem niedergelassenen Fastenarzt durch die entbehrungsreiche Zeit begleiten lassen.
Nur so lassen sich eventuelle gesundheitliche Komplikationen vermeiden.
Der Entzug fester Nahrung kann die Wirkung von verordneten Medikamenten beeinflussen. Vorab gilt es deshalb mit dem Hausarzt zu klären, ob die Dosierung angepasst werden muss.
Bestimmte Personengruppen müssen auf das Fasten ganz verzichten:
- Schwangere und stillende Frauen
- Kinder und alte Menschen
- Untergewichtige und Patienten mit Essstörungen
- Krebspatienten
- Menschen mit Sucht- oder psychischen Erkrankungen
- Patienten mit Schilddrüsenüberfunktion, Blutungsneigung, Durchblutungsstörungen des Gehirns, erhöhten Harnsäurewerten sowie fortgeschrittener Leber- oder Niereninsuffizienz
© FACHARZT24 (letzte Aktualisierung: 22.07.2013)